Andreas Kotter – Ehrenamtlicher beim Wünschewagen des Arbeiter-Samariter-Bundes

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Herr Kotter, was ist der Wünschewagen?

Der Wünschewagen ist ein Projekt, das schwer kranke Menschen noch einmal an ihre Sehnsuchtsorte bringt. So würde ich es kurz und knapp beschreiben. Er fährt also Menschen, wenn es Richtung Ende des Lebens geht, an einen Ort, den sie noch einmal sehen möchten. Oder zu Menschen, denen sie noch begegnen möchten. Das versuchen wir zu ermöglichen.

Welche Fahrten hat der Wünschewagen zum Beispiel umgesetzt?

Das geht von ganz kleinen Wünschen, wie zum Beispiel noch einmal in den Biergarten fahren, bis hin zu Fahrten wie nach Venedig oder auf die Zugspitze. Gut erinnere ich mich auch noch an eine Fahrt an die Ostsee: Unser Fahrgast wollte Blumen ins Meer streuen, weil dort der Vater beerdigt worden war. Unser Fahrgast hatte damals bei der Beerdigung nicht dabei können und wollte so jetzt dem Vater noch einmal nahe sein. Oder die Fahrt in den Biergarten: Eine längere Reisezeit war dem Fahrgast gesundheitlich nicht mehr möglich, aber sein Wunsch war es, mit den Angehörigen einfach noch einmal einen entspannten Tag zu verbringen. Also sind wir in den Biergarten und haben zusammen eine Maß getrunken.

Wie geht es den Fahrgäste nach den Fahrten?

Sie strahlen meistens. Manchmal ist es auch ein bisschen so, dass sie loslassen können, weil der Wunsch erfüllt worden ist. Und sie sind sehr dankbar. Das gilt auch für die Angehörigen: Denn dieser entspannte Tag zusammen bleibt oft im Nachhinein mit dem geliebten Menschen verbunden und ist deswegen in der Erinnerung ganz besonders wertvoll. Erst neulich hatten wir zum Beispiel eine Fahrt an einen See im Allgäu, für einen weiblichen Fahrgast und ihre beste Freundin. Der Fahrgast ist dann sehr kurz darauf gestorben. Das war zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar, aber die haben einfach den letzten schönen Tag zusammen verbracht.

Der Wünschewagen ist ein speziell ausgebauter Rettungswagen und Hilfsmittel kommen auch zum Einsatz?

Ja. Alles, was nötig ist. Rollstuhl, Liege, Beatmungsgerät… Einen Fahrgast im Rollstuhl haben wir in Venedig über die Brücken getragen. Das geht alles.

Wie sind diese Fahrten für Sie als ehrenamtlicher Helfer?

Sehr schön. Die Tage sind manchmal sehr lang, das muss man schon sagen. Manchmal dauert es nur zwei, drei Stunden, aber oft sind es auch mehr als 12 Stunden. Aber es ist sehr erfüllend und macht sehr viel Spaß.

Wie ist die Kooperation mit der Palliativstation Nördlingen?

Die Palliativstation weiß, was wir tun, und kann dann bei Patienten nachfragen, ob es noch einen Wunsch gibt. Der Wunsch wird an uns herangetragen und es wird gemeinsam geschaut, was möglich ist, auch medizinisch. Natürlich gibt es Wünsche, die aufgrund der gesundheitlichen Situation nicht zu realisieren sind. Dann suchen wir in der Regel nach einem Kompromiss. Aber im Großen und Ganzen versuchen wir, die Wünsche zu erfüllen.

Link zum Wünschewagen

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